Der 1. Ausschnitt aus dem Modellierungskreislauf beschreibt die erste Brücke zwischen Realsituation und der zweidimensionalen Modellskizze. In unserem Fall heißt die Modellierungsfrage:

Wie ist der Oberrheingraben entstanden?

Wie bei jeder Modellierung sind auch zur Modellierung der realen Situation des Oberrheingrabens verschiedene Vorkenntnisse z.B. über dessen Genese notwendig.

Teilausschnitt 1 Modellierungskreislauf
Erster Ausschnitt aus dem Modellierungskreislauf Quelle: Eigene Darstellung

Schnell stößt man auf Begriffe, die es zu klären gilt. Diese beinhalten den Schalenbau der Erde und plattentektonische Prozesse, den Themenkomplex der Isostasie und somit den Bereich des Schwimmens und Sinkens durch Dichteunterschiede. Es wird zu klären sein, was ein Bruch ist und wie er entstehen kann. Temperaturen werden in Verbindung mit Aggregatzuständen gebracht werden müssen. Wann gibt es Intraplattenvulkanismus?

Bereits an dieser Stelle der Modellierungsarbeit haben wir uns intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt. Die Zutaten zu unserem Oberrheingrabenmodell sind jetzt bekannt. Diese sind sozusagen das Extrakt unserer Recherche. Wir benötigen kontinentale Kruste, den Erdmantel und einen Hebungsprozess. Wie und durch was diese Modellkomponenten repräsentiert werden, gilt es nun zu entscheiden.

  • Folgt man dem Modellierungskreislauf, so ist der erste Schritt das Abstrahieren. Das bewusste Weglassen von Eigenschaften führt zu einer zweiten intensiven Beschäftigung mit dem Thema und vertieft die Wahrnehmung dafür, dass Modelle nie die Wirklichkeit sein können. Die Modellkompetenz wird hierdurch wesentlich verbessert. Die Tatsache, dass wir die Beeinflussung des Alpenorogens auf die Entstehung des Oberrheingrabens vernachlässigen, beruht auf dem Schritt des Abstrahierens. In einem ersten Modellierungsversuch wurde außerdem nur der obere Mantel berücksichtigt. Letztlich ist die Festlegung der Ausgangssituation, die Basis für den Beginn der Modellierung, ebenfalls ein wichtiger Teil des Abstrahierens. Auch Erosionsprozesse bleiben unberücksichtigt.
  • Der nächste Teilschritt, das Strukturieren, ist eine planerische Tätigkeit. Zur Verfügung steht ein flacher Reaktionsraum, in dem das Modell des Oberrheingrabens entstehen soll. Wie muss der Aufbau der Startsituation aussehen und wie kann dieser Aufbau im Fenster realisiert werden. Wird alles von oben eingefüllt? Was wird für den Modellierungsprozess benötigt? Woher bekommen wir die Materialien für den Modellaufbau? usw.Bereits hier können erste Skizzen entstehen, die z.B. die Startsituation der Modellierung zeigen. Sie helfen bei der Verbalisierung, wie man sich den Ablauf der Modellierung mental bereits vorstellt. Eng verbunden mit diesem Teilschritt ist das Idealisieren.Jedem Modellierer ist schnell klar, dass manchmal Ersatzstoffe gefunden werden müssen, für die verschiedenen Materialien die benötigt werden. Was ist ein adäquater Repräsentant für den unteren Mantel? Sind neben seinen Materialeigenschaften in Bezug auf die Konsistenz und die Dichte auch die optischen Eigenschaften für die Darstellung im geowindow geeignet? Sind sie gut recycelbar und gesundheitlich unbedenklich? Vermitteln sie eine gute Vorstellung des originalen Gegenstandes?

    Wieder ist klar, dass Entscheidungen getroffen werden müssen. Welche Eigenschaften sind für das Modell wichtig und welche können wir z.B. bei der Materialauswahl vernachlässigen? Welche Eigenschaften können überhaupt nicht realisiert werden? Wie wird sich dies vermutlich auf das Modell auswirken? All diese Überlegungen münden in einem konkreten Modellierungsentwurf. Einer Skizze, die nachvollziehbar zeigt, was warum wo und wie verwendet wird. Dabei festigten sich die Begrifflichkeiten des Themenkomplexes und werden in Bezug gesetzt zu den bereits angelegten Primärerfahrungen über z.B. bekannte Stoffeigenschaften aber auch über habtische Fähigkeiten. Meinungen zu den einzelnen Bereichen müssen verbalisiert und diskutiert werden. Probleme benannt und heuristisch gelöst bzw. verschiedene Lösungen gegeneinander abgewogen werden.

    Das geowindow wird befüllt…

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