Der vierte Ausschnitt aus dem Modellierungskreislauf beinhaltet den Rückbezug des Modellierungsergebnisses auf die Reale Situation.

Der sehr wichtige letzte Schritt im Modellierungskreislauf ist eine kritische Rückschau auf die reale Ausgangssituation. Diese kritische Rückschau ist deshalb so wertvoll, weil sie ein letztes Mal eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema fordert. Dies geschieht in einer besonderen Art und weise. Zunächst einmal ist die Beziehung zu dem selbst kreierten Modell eine persönliche. Erfolgt nun eine Betrachtung des Ergebnisses, so ist dies die Betrachtung der eigenen Arbeit und nicht die Betrachtung eines Modells ohne Vorgeschichte von jemandem den man (-dessen Gedanken und Intensionen man-) nicht kennt. Der Erzeuger des Modells ist für das Ergebnis selbst verantwortlich. Dabei ist es überhaupt kein Problem, wenn beim Modell Fehler auftauchen, denn wie wir wissen, ist kein Modell perfekt. Der kreative Umgang mit Fehlern kann genau an dieser Stelle geübt werden in Form sinnstiftender Überlegungen und Diskussionen untereinander.

Teilausschnitt 4 Modellierungskreislauf

Teile der Modellergebnisse führen sicherlich zur Validierung, Teile jedoch werden revidiert werden müssen. In unserem Fall ist die Visualisierung der Staffelbrüche sehr schlecht bis gar nicht geglückt. In einem weiteren Versuch muss die Eigenschaft der Kruste verbessert werden. Denkbar ist die Verdichtung der einzelnen Lagen um ein duktiles Bruchverhalten zu erreichen. Eventuell eignet sich als helle Lage auch Mehl, dessen feine Matrix bei Verdichtung sehr schön brechen müsste (dies bestätigte sich in der letzten Modellierung). Ein weiterer Punkt ist das seitliche Ausweichen der Krustendecke. Durch die Ränder des Fensters wird dies bei diesem Modellaufbau verhindert. Es wäre sinnvoll, die Kruste bereits vor dem Fensterrand enden zu lassen, damit bei der Aufdomung ein seitliches Ausweichen beobachtbar wird. Dies hätte auch zur Folge, dass die Grabenbildung deutlich früher einsetzt. Derzeit haben unsere Schwarzwald- und Vogesengipfel ca. 20 km Höhe… Selbst wenn mit Beginn der Hebung die Erosion einsetzt, ist die Horstbildung sehr mächtig.

 

An dieser Stelle geht es auch darum, aus den gewonnenen Erkenntnissen Strategien für zukünftige Problemstellungen zu verinnerlichen. Es ist zu betonen, dass jeder Teilschritt der Modellierung in sich kognitiv differenziert durchgeführt wurde. Alle Niveaustufen konnten dabei gefordert werden. Am Ende hat jedes Leistungsniveau ein individuelles Modellergebnis vorzuweisen, über welche ohne Bedenken offen beratschlagt werden kann. Das Schöne hierbei ist die Gewissheit zu haben, dass keiner alles falsch gemacht hat oder zu keinem Ergebnis kommt. Es besteht auch Gewissheit darüber, dass keiner das Eine richtige Modell hat, ohne Fehler. Hier bekommt der Satz …aus Fehlern lernen… einen Sinn. Dabei werden sich vermeidlich schwächere Schüler besonders über ihr Ergebnis, ihr Modell freuen, dessen Ergebnis eben nicht falsch ist! Die Erfahrung es selbst oder gemeinsam mit anderen geschafft zu haben stärkt das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Das Stichwort heißt Self efficacy.

Eine wertvolle Betrachtung ist der Blick auf die gesellschaftliche Relevanz des Modells. Was hat es für einen Nutzen für uns Menschen, zu wissen, wie der Oberrheingraben entstanden ist? Dabei können sehr kritische Fragen entstehen:

  • Gibt es bei uns bald ein großes Erdbeben?
  • Sind Kernkraftwerke im Oberrheingraben überhaupt sinnvoll?
  • Ist Geothermie im Oberrheingraben möglich?
  • Gibt es Bodenschätze im Oberrheingraben?

Die Modellierungsarbeit der Schülerinnen und Schüler hätte in diesem Fall sicherlich dazu beigetragen, dass sich die Schüler die eine oder andere Antwort bereits selbst geben können. Die Modellierungsarbeit befähigt die Schüler aber auch, sich neue Themengebiete zu erschließen bzw. die gewonnenen Erkenntnisse auf ähnliche Bereiche zu übertragen. Die Transferleistung bezieht sich hierbei nicht nur auf den wertvollen Übergang von der illustrativen Modellskizze des Oberrheingrabens über das konkrete Modell zum theoretischen Modell, sondern vielmehr der Transfer vom Oberrheingraben zur Entstehung z.B. des Atlantiks durch die Öffnung am mittelozeanischen Rücken.

Wie die kursiv geschriebenen Begriffe in der Abhandlung über die Beispielmodellierung deutlich machen, bedeutet die Arbeit mit dem geowindow: Training einer Fülle von Fertigkeiten. Bei der Modellierungsarbeit entstehen diverse Möglichkeiten, gleichzeitig auf verschiedenen Niveaustufen differenzierte Lernanreize zu implizieren.

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